Jasper war der Anführer der Gruppe, die den Auftrag erhalten hatte die geheime Nachricht dem fremden Planeten zu überbringen. Niemandem war erlaubt worden die Botschaft zu lesen, selbst ihm nicht, auch wenn es ihn brennend interessierte, was sein Auftraggeber der fernen Prinzessin des neu entdeckten Planeten zu sagen hatte. Genauso schien es auch seinen fünf Untergeordneten zu gehen. Die Vize-Anführerin Lean war der Meinung, dass es sich um ein gemeinsames Verschwörungsabkommen handeln musste und kaute deshalb nervös auf ihren schwarzen Locken. Die andere Frau, Jena war ganz aufgeregt, als sie dem Planeten immer näher kamen und glaubte daran, dass es eine geheime Liebesbotschaft sein musste, die natürlich nicht für aller Augen bestimmt war. Die anderen beiden Mannschaftsmitglieder waren beide Männer und waren nicht sehr an dieser Sache interessiert. Für Aron und Marco, so hießen sie, zählte nur die Bezahlung, die sie erhalten sollten. Sie ignorierten alles bestmöglich, um nicht unnötig Energie zu verbrauchen. Jena war das komplette Gegenteil und hüpfte wie wild herum und schien jede Menge unerschöpfliche Energie zu haben. Auch wenn Jasper eher ein lebhafter, lustiger Typ war, so konnte er seine Augen nicht von der wunderschönen Lean lassen, die sich immer wieder eine Haarsträhne aus ihrem blassen, schlanken, porzellanpuppenartigen Gesicht strich. Verstohlen linste er zu ihr, als plötzlich die Alarmanlage aufheulte, die ihn aufschrecken ließ. Irgendetwas stimmte nicht, das schienen auch die anderen zu denken, denn sie waren aufgesprungen und eilten zu Jasper, der sich schon über das Steuerbord des Raumschiffes gebeugt hatte. Nach wenigen Sekunden des Überlegens war ihm klar, das etwas mit der geheimen, wichtigen Nachricht nicht stimmte. Abrupt fuhr Jasper herum und wäre beinahe in die Vizeanführerin gestoßen. Die sah ihn nun fragend an und er rief nur im Laufen: „Jean, Marco Stellung halten! Aron, Lean ihr kommt mit mir!“ Mit schnellen Schritten eilten Jasper weiter und die Aufgerufenen folgten ihm. „Um was handelt es sich?“, fragte Lean mit ihrer glockenklaren Stimme, die in dem Moment sehr ernst und sachlich klang. „ Ich weiß es nicht“, gestand der Führer der Gruppe, „Aber es ist weder eine Übung noch ein Scherz, macht euch auf alles gefasst und bleibt dicht zusammen.“ Jasper war sehr angespannt, auch wenn er noch nicht wusste was ihn in den nächsten Minuten erwarten sollte. Eilig erreichten sie den Sicherheitstrakt und bemerkten sofort, dass jemand oder etwas die schwere Stahltür, hinter der die Botschaft verborgen war, komplett aus den verschweißten und mehrfach verstärkten Angeln gerissen hatte. Er sah seine Begleiter aus dem Augenwinkel an und konnte feststellen, dass sie genau so schockiert waren wie er selbst. Die Angst, dem nicht gewachsen zu sein, verdrängte er aber sofort, Er setzte ein ernstes Gesicht auf, zog seine Waffe und schlich sich ganz dicht an der Wand weiter. Auch die anderen beiden verschmolzen mit ihrer Umgebung und rückten leise und behutsam vor. Knapp vor der nun offenstehenden Tür hielt Jasper inne und holte tief Luft. So sehr war ihm eingeschärft worden, dass es nicht eine klitzekleine Komplikation geben würde und jetzt das. Innerlich stöhnte er auf und blickte in den Raum. Das was er dort sah, erschüttert ihn mehr als jede Kriegserfahrung, die er in den letzten 5 Jahren seiner Ausbildung erfahren musste. Vor ihm stand ein Junge, der ihm bis aufs Haar komplett ähnelte, in einer schwarzen Uniform, die von Blut nur so getränkt war. Dieser lächelte ihm direkt ins Gesicht und sprach so, als sei es nur normal einen Art unbekannten Doppelgänger in einem Hochsicherheitstrakt in der Galaxie fern ab der Erde zu treffen: „Nett dich kennen zu lernen, ich bin dein Zwillingsbruder Noelle und hier um dich zu töten, also bitte stirb jetzt für mich!“ Verwirrt sah er seinem Zwillingsbruder ins Gesicht, auf dem ein Lächeln immer breiter und wilder wurde. Hinter seinem Rücken ließ er blitzschnell eine Pistole hervorschnellen, stürmte auf Jasper los und schoss auf ihn. Im letzten Moment wich er aus und schoss, doch der Eindringling schien dies ebenfalls nicht zum ersten Mal zu machen, sprang zur Seite und trat seinem Bruder die Pistole aus der Hand, was dieser aber auch gleich erwiderte und entwaffnete ihn ebenfalls. Nun war ihm klar, dass dies kein Spiel war und er nun handeln musste. Entschlossen stürzte er sich auf den Fremden und rammte ihm sein Knie in die Hüften, sodass dieser auf den Boden fiel und seine Haare seine Augen verdeckten, doch nicht seinen Mund, aus dem die weißen Zähne nun immer deutlicher hervorblitzten. „Was ist das nur für ein Mensch, dass ist doch abnormal!“, schoss es Jasper durch den Kopf, der den am Boden Liegenden anstarrte. Da er seine Deckung vernachlässigte, riss ihn Noelle mit nur einem einzigen Ruck zu Boden und schlug ihm, so fest er konnte, mehrfach ins Gesicht, sodass ihm das Blut Jaspers nur so ins Gesicht spritzte. Er wollte gerade wieder ausholen, als Jasper seine Hand festhielt und ihn von sich runterriss. Der Anführer trat nach dem Feind, doch dieser hielt seinen Fuß fest und trat seinem Bruder in die Rippen. Die Schmerzen die Jasper spürte waren furchtbar, sowohl seelisch als auch physisch. Ihm tat alles weh, doch aufgeben wollte er nicht, auch wenn ihm schon das ganze Blut im Gesicht in die Augen wie auch den Mund ran. Seinem Angreifer schien es aber gut zu gehen, denn er rappelte sich schon auf und ging erhobenen Hauptes auf seinen Bruder zu. Jasper sprang auf und wäre fast wieder umgekippt, da ihm das Blut zu schnell in den Kopf schoss, doch er konnte sich gerade noch halten. Im anschließenden Zweikampf schlugen sie wie wild aufeinander ein und wichen einander wieder aus, sie waren sich ziemlich ebenbürtig und doch konnte es in diesem Kampf nicht zwei Sieger geben. In dem Moment verpasste Jasper dem grinsenden Gegenüber so einen Schlag, dass er nach hinten kippte und anschließend am Rücken lag. Gekonnt drückte er Noelle zu Boden, auch wenn dieser sich entschieden wehrte. Der Raumschiffkapitän, der nun überlegen schien, war sich nun siegessicher, doch der fremde Gegner, der sich auch als sein Zwillingsbruder ausgab, grinste noch immer so furchtbar, dass es Jaspers Magen umdrehte. Als der Gewinner nun dem Bruder die Handschellen anlegen wollte, hörte er einen Schuss, und ehe er noch die Handschellen anlegen konnte sackte der Anführer in sich zusammen und sah Lea, die langsam in seine Richtung kam. Doch anstatt sich um ihn zu kümmern, ging sie zu dem Fremden und half ihm auf. Ohne es zu merken lief Jasper eine letzte Träne über die Wange, bevor er die Augen schloss.
-GM